PfiLa 2018 - Völkerwanderung
von Johannes
Update: Jetzt mit Bericht!
Das Pfingstlager 2018, welches zugleich ein Ringelager (1) war, das nur alle vier Jahre stattfindet stand dieses Jahr unter dem Motto “Völkerwanderung” und war auf dem Bundeszeltplatz des VCP in Großzerlang, wo auch das Sommerlager 2016 bereits stattfand.
Um 15h sollte sich der Stamm Don Bosco am Bahnhof Lichterfelde Ost versammeln. Ebenso traf sich dort auch der Stamm Burgund vom BdP. Beide fuhren dann mit dem Regio zum Gesundbrunnen. Unterwegs am Südkreuz stieg der Stamm der Hunnen des BdP noch in unseren Wagon hinzu. Bereits im Regio hat unser Trupp ordentlich für Stimmung gesorgt.
Am Gesundbrunnen angekommen warteten wir erst einmal eine Weile am Bahnsteig, bis wir nach oben geschickt wurden. Dort waren schon sehr viele andere Pfadfinder aus Berlin. Auch Christian (2), der in einer Warnweste unterwegs war und für Ordnung sorgte. Der Aufgang zu dem Gleis unseres Zuges war gesperrt. Nach einer Weile durften dann aber immer ein paar Stämme zum Bahnsteig, an dem unser Sonderzug stand. Irgendwann dann auch wir. Eigentlich wurde jedem Stamm ein Wagon zugeteilt, allerdings erkannte man schnell, dass dies so nicht passen würde und verteilte uns spontan weiter.
Dann stiegen wir ein und ein großer Teil des Pfadi Trupps (3) zwängte sich zu acht mit Rucksäcken in ein Abteil mit sieben Sitzplätzen.
Zum Ende der Zugfahrt wurden Bustickets verteilt, wer eins bekam durfte mit dem ersten Shuttle an Bussen zum Zeltplatz fahren und schon einmal die Zelte aufbauen. Wer keines bekam, blieb im Park und spielte etwas. Mein Trupp, so wie die Rover und Leiter bekamen alle ein Ticket mit der Nummer sieben. Sieben von zwölf Bussen, die in vermeintlich einer aufsteigenden Reihenfolge am Bahnhof standen. Aber dem war nicht so, von eins bis sechs standen sie richtig, dann kam acht, elf, neun, zehn, zwölf und dann zuletzt die sieben.
Wir verstauten unsere Rucksäcke im Gepäckraum, wo allerdings nicht alle hinein passten, sodass manche ihre Rucksäcke in den Gepäckraum im Sitzbereich stopfen mussten. Oder eben die ganze Fahrt lang das Gefühl eines kleinen Geschwisterkindes nachempfinden konnten. Während der Fahrt unterhielten wir uns über die verschiedensten Dinge. Außerdem sagte Pablo so gut wie in jedem Ort “wir sind gleich da, zu dieser Wiese mussten wir immer laufen, wenn wir auf den Bus warteten”. Das war sehr amüsant.
Am Zeltplatz angekommen sattelten wir alle auf und liefen zu unserem Teillager. Unser Stamm war wieder auf derselben Wiese wie zwei Jahre zuvor auf dem Käpt`n Blaubär Lager. Unser Material Hänger war auch schon da, so wie die BdPler, VCPler und DPBler unseres Teillagers. Die BdPler und VCPler hatten schon fleißig ihre Jurten und Kohten aufgebaut, weshalb unklar war, wo unsere Zelte hin sollten. Doch allmählich durften auch wir mit dem Zelt Aufbauen anfangen. Für uns 16 Pfadis war eine Super Jurte vorgesehen, welche sogar größer war als die U16 Oase (4). Tatsächlich haben alle Pfadis mitgeholfen, so dass unsere Super Jurte (5) in wenigen Minuten stand und wir nur noch mühselig die Seitenbahnen anknüpfen mussten. Danach halfen wir noch unseren Leitern deren Jurte (5) auf zu bauen. Unsere 11 Jupfis mussten sich einen Sudan (6) teilen und die 6 Rover haben sich aus 10 Kohtenbahnen eine Doppel-Kohte gebaut, die ziemlich cool aussah.
Als alles aufgebaut war wurde das Abendessen zubereitet. Zum Essen sind wir auf die große zentrale Wiese vor die Essensausgabe gegangen, da es dort Licht gab. Während der etwas längeren Wartezeit laß uns Enno die Geschichte unseres Volkes der Nunavak vor. Wir waren ein sehr kluger Stamm, der sich selbst versorgte nur eines Tages an den Handel angebunden wurde, sodass wir verschwenderisch wurden und mit unsere ngefangenen Walen handelten. Dann wurden uns eines Tages die Handelswege abgeschnitten und wir mussten uns zurückerinnern, wie wir einst gelebt hatten. Zu essen gab es Kartoffelsuppe mit Würstchen wer mag. Es hat so semi gut geschmeckt, eher nach Wasser als nach Kartoffel.
Nach dem Essen bekamen wir noch unsere Bänder. Die Bänder gab es in zwei Farben. Rot für alle über 16 Jahren, wegen der Ü16 Oase ab 22h und grün für alle darunter, die um 22h Nachtruhe hatten. Um 24h wäre die Nachtruhe für alle gewesen, allerdings wurde in der Oase teilweise bis 5h gesungen. So wie die Regeln zur Nachtruhe wurden uns noch die anderen Lagerregeln gesagt. So gab es ein allgemeines Barfuß Verbot und ein Taschenlampen Verbot auf dem gesamten Zeltplatz, bis auf die Zelte, da der BdP keine Taschenlampen benutzt, weil er sich dann Naturverbundener fühlt. Im Widerspruch dazu fanden wir im Bad einen BdPler mit elektrischer Zahnbürste, weshalb wir es noch absurder fanden. Dann sind wir ab waschen gegangen und zurück in unser Teillager.
Als wir alle wieder versammelt waren, wurden ein paar Pfadis holz hacken geschickt und die anderen dazu beauftragt, die Feuerstelle zu bauen. Dazu trugen wir die Feuerschale auf den Hang und stellten 4 Bierbänke zu der bereits vorhandenen Bank dazu, so wie ein paar von unseren Schwedenstühlen. An diesem Abend sangen wir gemeinsam, Moritz wurde sein längst überfälliges Versprechen abgenommen und Roberto (7), der zu Gast war bekam seine lange aufbewahrten Geschenke, seinen dpsg Pulli, so wie das rdp Halstuch mit unseren Unterschriften drauf.
Am nächsten Morgen wurde das Lager offiziell eröffnet, wir aus dem Stamm Nunavak bekamen jeder ein Leibchen, damit die anderen sehen konnten, dass wir alle zusammen gehören.
Dann sind wir gemeinsam losgezogen. Sinn der Sache war es vorbei an den anderen Teillagern zur großen Sammelstelle auf der großen Wiese zu gelangen. Unsere große Gruppe ist also mit viel Lärm durch die Teillager gezogen und hat allen gezeigt, wer wir sind. Kurz vor der großen Wiese versteckten wir uns dann allerdings noch einmal alle, um als letztes Teillager auf zu laufen.
Als dann alle versammelt waren wurde im Plenum erzählt, wie der Tag verlaufen wird, allgemein etwas organisatorisches zu den Waschräumen, die Lagerregeln, zum Essen und so weiter.
Zurück wieder auf unserem Zeltplatz stellten wir uns in einen großen Kreis. Dort wurden dann von verschiedenen Leitern die unterschiedlichen Workshops vorgestellt, die wir am Samstag Vormittag und planmäßig am Sonntag Nachmittag machen konnten.
Ein Workshop davon, der laut Pfadi Stufe der einzig sinnvolle war, war der Fackelbau, der kurzfristig als Reaktion auf das uns nicht bekannte Taschenlampen Verbot erstellt wurde. So simpel solch eine Fackel ist, so war auch ihr Bau. Wir sammelten Stöcker im Wald, die die für uns geeignete Größe hatten. Dann rissen wir ein bestimmtes Stück an Stoff von einem Stoffetzen ab und wickelten es um unseren Stock, den wir dann in flüssiges Wachs tauchten. Damit die Fackel jedoch länger brennt war es notwendig, den Stock mit dem Stoff mehrmals in das Wachs zu tauchen. Doch jeder, der die Geduld hatte hatte am Ende auch eine funktionstüchtige Fackel.
Ein anderer Workshop hatte Farbe und Pinsel da, weshalb ziemlich schnell ein paar Pfadis auf die Idee kamen ihre Leibchen mit jener Farbe zu bemalen. In jenem Workshop auf dem Pfingstlager 2018 entstand eine radikale Gruppe mit dem Namen Nunavak Ultras. Jeder dieser mehr oder weniger krassen Ultras hatte dann das Wort Ultras hinten auf seinem Leibchen stehen. Des weiteren wurde ein Transparent mit einem Spruch der Ultras gebastelt, welches später zu einer der großen Versammlungen mitgetragen wurde.
Am Samstag Nachmittag sollte dann das Geländespiel gespielt werden. Für die Gruppeneinteilung wurden dann umständlicherweise alle Pfadfinder geten sich nach ihrer Größe aufzustellen. Dann wurden die ersten gut 20 Pfadfinder raus genommen, die dann jeweils für eine Gruppe standen und laut ihre ihnen zugeteilte Zahl rufen mussten, bis alle anderen abgezählten ihre Gruppe gefunden hatten. Die Gruppen mussten dann verschiedene Stände ablaufen und dort die verschiedensten Spiele absolvieren, um entweder Pappe, Holz, Gold, Farbe oder Wasserbomben zu sammeln. Diese wurden dann immer mal wieder zur Sammelstelle gebracht, wenn man nicht unterwegs von Räubern überfallen wurde, die einem auch die gesamte Beute hätten ab nehmen können. An der Sammelstelle wurde dann mit den verschiedenen Währungen die Materialien eingekauft und angefangen einen Turm zu bauen. Am Abend wurde dann alles bisher gebaute stehen gelassen, denn am nächsten Vormittag sollte es ja weitergehen.
Am Sonntag früh gab es wie jeden Morgen erst einmal Frühstück. Danach war die Morgenrunde allerdings nicht im Stamm, sondern im Teillager, wo dann noch etwas länger Spiele gespielt wurden, angeleitet vom DPB. Der VCP und DPSG wollten allerdings zum Gottesdienst, doch das hat der DPB entweder nicht gewusst oder mit Absicht ignoriert. Etwa 15 Minuten nach Beginn des Gottesdienstes sind dann doch ein paar Pfadfinder einfach losgegangen und ein wenig verzögert folgte der Rest.
Nun reichlich zu spät traf unser Teillager auf einer kleinen Lichtung im Wald auf die anderen Gottesdienstbesucher. Wir saßen nun ganz hinten, hatten kein Liederheft bekommen und verstanden leider auch so recht wenig von dem Geschehen vorne. Zudem waren direkt vor uns wohl Kinder zum Besuch gezwungen worden, jedenfalls quatschten sie die ganze Zeit. Zu allem Überfluss wurde dann die Geschichte aus der Bibel von jemandem vorgelesen, der muttersprachlich jedenfalls nicht deutsch war. Weshalb wir uns dann auch nicht mehr wirklich dafür interessierten, was dort gemacht wurde, da wir weder verstehen noch mitmachen konnten, das war sehr schade.
Nach dem Gottesdienst ging dann das Geländespiel weiter. Die Gruppen durften ihre Türme noch zu Ende bauen, dann wurden Pfadfinder ausgesucht, die gerne rennen und kein Problem damit hatten nass zu werden. Diese hatten nun die Aufgabe zu den Türmen der anderen zu rennen und dort an das Brett zu kommen, auf dem das Gold lag. Wenn sie dieses berührten bekamen sie etwas. Geschützt vor dem Angriff war der Turm mit dem jeweiligen Anführer des Teillagers, der auf dem Turm stand und mit Wasserbomben die Angreifer abwerfen konnte. Wer abgeworfen wurde musste zurück zu seinem Turm und wurde ausgewechselt. Alle restlichen Pfadfinder, im Übrigen etwa über 75% durfte daneben sitzen und anfeuern beziehungsweise warnen. Das war zum einen sehr anstrengend, da vor allem die jüngeren gerne ohne große Gefahr kreischten und zum anderen sehr langweilig, da man bis auf anfeuern einfach nichts zu tun hatte.
Als das Spiel vorbei war, war das Ergebnis, dass niemand gewonnen hatte, da wir gegeneinander gekämpft hatten statt in Frieden zu leben. - Als wenn wir eine Wahl gehabt hätten.
Am Nachmittag gab es dann die zweite Runde der Workshops, die gleichen Angebote nur eben nochmal ein paar Stunden.
Ein paar Pfadis setzten sich dann an den Speckstein Tisch und unterhielten sich über diesen allseits vorhandenen Workshop ohne Nutzen und feilten ein paar Steine zu nichte.
Die Hauptbeschäftigung der Pfadis und auch Jupfis während der Workshop Zeit jedoch war sich mit den noch vom Geländespiel übrig gebliebenen Wasserbomben ab zu werfen oder später auch mit den ganzen Kanistern zu überschütten. Andere die daran nicht beteiligt waren unterhielten sich.
Da dieser Abend der letzte Abend war auf dem Ringelager zu Pfingsten 2018 wurde ein großer Kreis mit allen Pfadfindern gemacht und in der Mitte ein normal großes Lagerfeuer angezündet. Die anderen Verbände hatten dort wohl ein paar ihrer Rituale abgehalten, jedenfalls war es sehr still, ein paar hatten Fackeln, andere ihre Fahnen dabei. Wir passten uns so gut es ging an und hielten zumindest unseren Mund. Dann wurde von den Pfadfindern mit Fackeln noch ein paar Sätze zur täglichen guten Tat immer und immer wieder wiederholt.
Nachdem das alles durch war wurde der Kreis kleiner und die die geblieben waren sangen noch etwas. Doch unser Stamm wollte eigentlich ein eigenes kleines Lagerfeuer auf unserem Zeltplatz machen.
Dort waren auch nicht mehr viele Pfadfinder, da die jüngeren schon in die Zelte mussten. Umso schöner war es auch mal mit den älteren abzuhängen, sich zu unterhalten und die ein oder anderen Dummen Dinge zu sagen.
Am letzten Morgen, dem Tag der Abreise wurde noch ein letztes mal ein großer Kreis gebildet und abschließende Worte gesagt, die wir wie immer bei solch großen Veranstaltungen kaum mit bekamen.
Dann wurde abgebaut, was zumindest unsere Zelte anging ziemlich schnell ging. So schnell, dass wir dann noch den gesamten Abwasch der Küche übernommen hatten und danach uns zu den anderen ins Gras legten.
Auch die Abreise ging wieder in zwei Shutteln. Als erstes fuhren die jüngeren und die, denen man es nicht zutraute sinnvoll beim einpacken zu helfen. Die anderen fuhren als nahezu alles eingepackt war. Allerdings haben die jüngeren und deren Begleitung es leider auch nicht geschafft sinnvoll sich im Zug zu verteilen, sodass als der zweite Shuttle ankam alles viel länger dauerte als es hätte dauern müssen.
Mit dem Ende dieses Lagers wurden vier (8) Pfadis zu Rovern, es gab allerdings auf dem Lager selber weder Verabschiedung noch Übergabe oder Aufnahme.
Erklärungen:
1: Ein Ringelager ist ein Pfadfinderlager, zudem aus einer bestimmten Region alle großen Verbände Deutschlands kommen. In unserem Fall sind das die Verbände dpsg: https://dpsg.de/de/startseite.html, vcp: https://www.vcp.de, BdP: https://www.pfadfinden.de und DPB: https://www.deutscher-pfadfinderbund.de aus Berlin und Brandenburg.
2: Christian war zu diesem Zeitpunkt Leiter der Pfadfinder Stufe.
3: Aus dem Pfadi Trupp dabei waren die beiden Leiter: Christian und Kristin, so wie die Pfadis: Fynn, Jacob, Johannes, Jonas, Jörg, Leon, Lilli, Livius, Lorenz, Luis, Moritz, Pablo, Simi, Stipe
4: Die U16 Oase war eine Art Aufenthalts Jurte, in der man Süßigkeiten und alkoholfreie Getränke kaufen konnte. Abends gab es ein Lagerfeuer, so wie Tschai und am Tage so wie Abends war sie im Gegensatz zur Ü16 Oase offen für alle.
5: https://www.jurtenland.de/jurte/groesse
6:https://www.sued-west.com/Gruppenzelt-Sudan.html?varID=50db8657701be394992f4b34 e7dd4f2e
7: Roberto war einst Jungpfadfinder Leiter im Stamm Don Bosco, ging dann aber ins Ausland und kam uns auf diesem Lager wieder besuchen.
8: Die vier frischen Rover sind: Jacob, Johannes, Jörg und Moritz