Pfadis Rover Jamboree Schweden 2011

22nd World Scout Jamboree Sweden 2011 Simply Scouting


„Creating a better world“. Das war der Leitsatz unseres Sommers 2011. Wir Pfadfinder von Don Bosco besuchten mit 40.000 weiteren Teilnehmern das „World Scout Jamboree“  (Weltpfadfindertreff) in Schweden. Ein Ereignis, das uns um jede Menge Erinnerungen und Erfahrungen reicher machte.

Alles begann mit unserem Vorbereitungswochenende zu Pfingsten in Michendorf. Dort lernten wir unseren Berliner Trupp, bestehend aus 36 PfadfinderInnen kennen. Auf diesem Vortreffen wurden wir mit viel Spaß und Harmonie auf das Jamboree vorbereitet. Wir verstanden uns auf Anhieb mit den anderen Berlinern und schafften eine angenehme und produktive Atmosphäre. Voller Elan und Vorfreude nahmen wir danach unser „rent-a-scout“- Projekt in Angriff, das durch kleine Nebenjobs die Kosten für das Lager senken sollte. Der Sommer rückte näher und schließlich war es soweit: mit vollgepackten Rucksäcken und hüpfenden Herzen verließen wir Berlin und stürzten uns ins Abenteuer.

Vor dem großen Lager mussten wir uns allerdings mit dem deutschen-Kontingents-Treffen, in einem kleinerem Ort in Schleswig-Holstein namens Tydall, zufrieden geben. Aus allen Bundesländern kamen wir mit  ca. 1200 DPSG'lern zusammen, die sich gegenseitig mit Schlachtrufen zu übertönen versuchten. Drei Tage lang lernten wir andere deutsche Pfadfinder kennen, knüpften Kontakte, klauten bayrische Banner und fieberten der Abfahrt entgegen. Schließlich verließen auch wir um 1 Uhr nachts, als letzter Trupp den Zeltplatz und ließen uns mit Reisebus und Fähre nach Schweden übersetzten.

Unser erste Eindruck von Schweden stimmte mit unseren Kindheitsvorstellungen der Astrid Lindgren Geschichten überein: dichte Wälder und rot-weiße, hölzerne Häuser. Allerdings hatten wir nicht viel Zeit, um das Neuland intensiver zu erforschen, denn auf einmal fanden wir uns zwischen bunten Zelten, fremden Sprachen und Aufregung wieder. Nachdem wir unsere Schwarzzelte aufgebaut und unseren Platz heimisch gestaltet hatten, konnten wir uns in Ruhe in dem Camp umsehen. Dieses war in vier „towns“, nach den Jahreszeiten benannt, unterteilt und bestand dann jeweils noch aus mehreren Subcamps, die etwa 20- 25 Trupps beinhalteten. Zuerst fanden wir uns in dieser kleinen Zeltstadt nicht zurecht, doch überraschend schnell bewegten wir uns dann, ohne den falschen Weg zu nehmen, frei und schnell durch das Lager.

Das Jamboree ging dann aber doch erst bei der „Opening-Ceremony“ richtig los, nachdem alle Teilnehmer eingetroffen waren. Wir standen in mitten von 40.000 internationalen Jugendlichen, einer pulsierenden Masse und wurden von Moderatoren und einer fantastischen Feuershow unterhalten. Selbst Bear Grylls hieß uns herzlich willkommen und bat uns eine Schweigeminute für die Amokopfer in Norwegen einzulegen. Es war ein Erlebnis, das sich in unseren Erinnerungen eingebrannt hat. Denn wie oft kommt es vor, dass so eine enorme Masse an Menschen im gleichen Moment das gleiche denkt, zusammen trauert und schweigt, trotz dem Bedürfnis vor Aufregung und Glück zu platzen? Das sollte es an diesem ersten Tag noch nicht gewesen sein. Nach der Zeremonie waren wir zu der Nachtprojekt „Dream“ eingeteilt, die uns einen Anstoß gab, über das eigene Ich und das Altwerden nachzudenken. Nach einer langen Wanderung durch den dunklen Wald, geführt von Kerzenlicht fielen wir um vier Uhr morgens in unsere Schlafsäcke, überflutet von neuen Eindrücken. Die folgenden Tage nutzten wir, um unseren Alltag auf dem Jamboree zu finden. Die Qual des Tages stellte mitunter die eiskalte und fast schon schmerzhafte Dusche dar, die unseres Erachtens das Symbol für das Motto des Lagers: „Simply Scouting“ einnahm. Trotz der besagten Einfachheit hatten wir kostenlosen Internetzugang, einen Radio-und Fernsehsender und Kiosks, wo man sich schwedisches Eis kaufen konnte. Neben Supermarkt, Apotheke, religiösen Rückzugsorten aller Art stand uns sogar ein gut besuchten Touristenshop zur Verfügung. Man wurde zum Nachtisch bei den Schweizern eingeladen und half den Brasilianern beim Abwasch. Man spielte mit Engländern Rugby und bastelte mit Taiwanern Halstuchknoten. Auf den Straßenwegen zwischen den Zelten wurde man ständig auf englisch angesprochen und man tauschte Kulturen, Traditionen, so wie Aufnäher und Halstücher aus. Auf Grund der Größe des Lagers und den äußerst kommunikativen und offenen Teilnehmern kam es häufig vor, dass wir den 7-minütigen Weg zum Badezelt in 20 Minuten zurücklegten. Es gab niemanden, der sich langweilte oder nicht die Zeit zu nutzen wusste. Außerdem gab es täglich große Projekte, an denen man teilnehmen konnte. Diese waren nach Menschenrechten, Frieden, Sportwettkämpfen und Umwelt gestaffelt. Mit Trauben-ess-Wettkämpfen und unter-freiem-Himmel-schlafen wuchs unser Berliner Trupp allmählich zu einer großen Familie zusammen. Wir gingen respektvoll und ehrlich miteinander um, aber natürlich blieben Konflikte nicht aus.

In der zweiten Hälfte unseres Aufenthalts war eine internationale Begegnung mit schwedischen Pfadfindern angesetzt. Mit 5 anderen Nationen wurden jeweils 9 von uns auf einen anderen, kleineren Zeltplatz gebracht, auf welchem wir 2 Tage verbrachten. Der ruhige See, die rauschenden Bäume und die überschaubare Anzahl von Menschen war der komplette Gegensatz zu dem niemals ruhenden Jamboree. Da bemerkten wir aber auch, wie gut es tat mal wieder für sich zu sein und ein wenig von der Aufregung runterzukommen. Hier lernten wir die Natur Schwedens kennen und lieben. Mit Kanus erkundeten wir den See und einige Inseln im Umfeld und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Beim „Campfire- evening“ stellte jeder der anwesenden Nationen ein traditionelles Spiel oder Lied vor und anschließend saßen wir bis tief in die Nacht am Feuer und sangen Lagerfeuersongs. Nach dem kurzen Exkurs kehrten wir wieder zum Jamboree zurück und nahmen unseren Alltag wieder auf. Manche brauchten länger, um sich wieder an die Aufregung zu gewöhnen und manche konnten es kaum erwarten. Viel zu schnell verging die Zeit und wir erschraken, als der Tag der „Closing-Ceremony“, also der Abschusszeremonie gekommen war. Wir hatten uns an das Leben in Schweden mit 40 000 Mitbewohnern gewöhnt, viele Freundschaften geknüpft und so mancher behauptet dort mehr gelernt zu haben, als in der Schule. Der letzte Abend gab uns nochmal eine Chance das Gefühl zu haben ein Teil dieser pulsierenden Masse und einer riesigen weltweiten Bewegung zu sein. Zu einer tollen Show als Masse zu singen, zu tanzen, zu schreien und zu weinen, war ein toller Schlusspunkt  des Jamborees. Denn gleichzeitig läutete die Closing-Ceremony unsere letzten Stunden in Schweden ein. Trauer und Schmerz begleiteten die Verabschiedung von Freunden, von welchen man nicht weiß, ob man sie jemals wieder trifft. Der Tag des Abbaus war traurig und erdrückend, da wir alles getan hätten den Abriss dieser Kleinstadt, unseres Sommers zu verhindern. Und doch saßen wir schließlich in der Fähre nach Rostock und konnten immer noch nicht fassen, was wir erlebt hatten. Nach der Busfahrt nach Berlin wurden wir von Familie und Freunden herzlich willkommen geheißen. Mit großem Schwermut versuchten wir uns hier in Deutschland zurecht zu finden, wo sich niemand grüßt und jeder für sich lebt. Das Offene und Herzliche unserer schwedischen Gemeinschaft war verschwunden. Nichtsdestotrotz wird unser Berliner Kontingent wohl noch länger eine zweite Familie bleiben, da uns das Jamboree mit allen Erlebnissen und Momenten zusammenhält. Es hat uns geprägt. Wir haben gelernt, Mut zu entwickeln, fremde Menschen anzusprechen und sie in ihrer Überzeugung zu akzeptieren, was Respekt und Solidarität bedeutet, und das selbst politisch verfeindete Jugendliche in Frieden miteinander leben können. Wir kamen mit Vorurteilen und mit Vaterlandstolz in Berührung. Man hatte den Eindruck die ganze Welt gesehen zu haben.

Letztendlich kann man nur sagen, dass die Zeit zwar viel zu schnell verging, es aber auf jeden Fall alle Zeit, Mühen und Geld wert war. Es ist ein sehr lohnendes Erlebnis und auf jeden Fall jedem Pfadfinder ans Herz zu legen. Das nächste Jamboree findet 2015 in Japan statt und nicht wenige von uns planen jetzt schon ihre Teilnahme.

Bericht: Laura